
Einkaufsboulevard Hauptstraße Langenfeld
Stadtverwaltung Langenfeld/Rheinland
Die Stadt Langenfeld/Rheinland hat das ehrgeizige Ziel, mit einem mehrjährigen Ausbauprogramm behutsame Stadtreparatur zu betreiben, um auch die Innenstadt deutlich aufzuwerten. Dazu gehört neben dem Ausbau und der Stärkung eines attraktiven Branchenmix im innerstädtischen Geschäftsbesatz auch die Herstellung eines unverwechselbaren innerstädtischen Ambientes von Straßenräumen und Stadtplätzen mit hohen Aufenthaltsqualitäten sowie innerstädtischen Parkplätzen in fußläufiger Entfernung zu den Einkaufsstätten.
Im Jahre 1999 wurde das Planungsbüro CZOCK INGENIEURE von der Stadtverwaltung Langenfeld/Rheinland beauftragt, die planerischen Voraussetzungen zu schaffen, den Straßenräumen der Innenstadt ein neues Erscheinungsbild zu geben.
Projektkenndaten:
Charakteristik: innerstädtische Haupteinkaufsstraße
Auftraggeber: Stadtverwaltung Langenfeld/Rheinland
Gesamtbaukosten: 1,90 Mio. €
Zeitraum: 1999 - 2003
Besonderheiten: Sonderbauweise gebundener Pflasteroberbau (Betonpflaster) BKL II
Leistungen:
Leistungsphasen 1-6 § 55 HOAI Objektplanung Verkehrsanlagen
Das Planungsziel bestand in der Umgestaltung der Hauptstraße in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich bei gleichzeitiger uneingeschränkter Aufrechterhaltung der Erschließungsfunktion und Beibehaltung des Separationsprinzips:
Gehweg / Fahrbahn / Gehweg.
Die Umgestaltung des Planungsbereiches in eine Fußgängerzone scheiterte an den damit verbundenen verkehrlichen Restriktionen und der erschwerten Erreichbarkeit der Innenstadt. Vorrangig sollten folgende verkehrlichen Ziele umgesetzt werden:
- mehr Raum für Fußgänger
- sichere und attraktivere Radwegeführung ohne Konflikte mit den Fußgängern
- höhere Verkehrssicherheit durch ein niedriges Geschwindigkeitsniveau für den Kfz-Verkehr
- Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs durch Anordnung attraktiver und behindertengerechter Bushaltestellen
- Sicherstellung der Erschließungsfunktionen
- Reduzierung des Parkraumangebots im Straßenraum zu Gunsten breiterer Gehwege
Die gestalterischen Ansprüche
Nach intensiven Diskussionen unterschiedlicher Gestaltungsvarianten im Planungsprozess mit Bürgern, Geschäftsleuten, Verwaltung und kommunalen Entscheidungsträgern wurde bald deutlich, dass eine ästhetisch anspruchsvolle Straßenraumgestaltung mit deutlich verbesserter Aufenthaltsqualität auch unter Verzicht von Natursteinmaterialien erzielt werden konnte. Dies wurde mit unterschiedlichen Betonpflasterbelägen, Bänderungen und unterschiedlichen Verbänden (Verlegemustern), je nach Beanspruchung durch den Kfz-Verkehr und einer darauf abgestimmten anspruchsvollen Stadtmöblierung erreicht.
Hilfreich im offenen Planungsprozess waren dabei Computervisualisierungen, mit denen unterschiedliche straßenräumliche Gestaltungsvarianten und Lichtszenarien auf ihre Wirksamkeit im Stadtraum geprüft und beurteilt werden konnten. Im Ergebnis konnten folgende gestalterischen Ziele erreicht werden:
- ganzheitliche Gestaltung des Straßenraums zwischen der Bebauung ohne störende Bordsteinkanten (Bushaltestellen ausgenommen)
- gute Begehbarkeit der Gehwegpromenaden durch großformatige Betonplattenbeläge
- deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch attraktive Straßenmöblierung (Sitze, Bänke, Hochbeete, Baumscheiben, Fahrradständer, Infosäulen), starke Durchgrünung durch beidseitige, alleeartige Anpflanzung von Platanen und durch Lichtszenarien.
Ansprüche an das Umfeld
Mit der baulichen Umgestaltung des Straßenraumes konnten folgende Ansprüche an Umfeld und Ökologie umgesetzt werden:
- flächendeckende Ausweisung einer Tempo 20-Zone, damit verbunden eine deutliche Erhöhung der Verkehrssicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer und eine deutliche Verringerung der Emissionsbelastungen
- Einbau eines diagonal verlegten geräuscharmen Betonpflasterbelags im Fahrbahnbereich
- Reduzierung des Fahrbahnquerschnittes auf eine Breite von 6,0 m, sodass ein uneingeschränktes Vorbeifahren zweier Busse bei niedriger Fahrgeschwindigkeit gewährleistet ist
- Verbesserung des städtischen Kleinklimas durch Anpflanzung von Großgrün
Bautechnischen Ansprüche
Bei einem täglichen Verkehrsaufkommen von ca. 5000 Kfz im Querschnitt sowie 5 Buslinien mit ca. 400 Busbewegungen waren schwierige bautechnische Anforderungen zu meistern, um die gewählte Pflasterbauweise in der geforderten Bauqualität umsetzen zu können. Zusätzlich erschwerend wirkte der erforderliche halbseitige Ausbau unter Aufrechterhaltung des Verkehrs.
Der hohe Schwerverkehrsanteil durch den Busbetrieb führte zur Einordnung der Fahrbahn in die Bauklasse II. Der Einsatz von Pflaster stellte somit eine Sonderbauweise dar. Die befahrenen Pflasterflächen wurden deshalb in gebundener Bauweise mit speziellem Bettungs- und Fugenmörtel ausgeführt.
Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit
Vier Jahre nach Fertigstellung der Baumaßnahme und Verkehrsfreigabe wurden, auch an den stark befahrenen Pflasterflächen, nur normale Abnutzungserscheinungen festgestellt. Ein erhöhter Wartungsaufwand ist bisher nicht eingetreten. Somit haben sich die Erwartungen an die Beständigkeit des gewählten Straßenaufbaus bisher voll erfüllt.
Die dunklen, anthrazitfarbigen Oberflächenbeläge im Zuge der Gehwegpromenaden mindern die Verschmutzungsanfälligkeit deutlich. Die „edlen“ Materialien der Straßenmöblierung erzeugen offensichtlich einen stärkeren Widerstand gegen Vandalismus und „Graffitikunst“, sodass glücklicherweise größere Schäden bisher ausgeblieben sind.
Die Gesamtherstellungskosten von ca. 1,9 Mio. € für die Umgestaltung der Hauptstraße auf ca. 300 m Länge einschließlich der teilweisen Erneuerung der Ver- und Entsorgungsleitungen kann man als eine gelungene Investition in die Zukunft der aufstrebenden Stadt Langenfeld/Rheinland betrachten, da durch die in einen Einkaufsboulevard umgestaltete Hauptstraße auch mittelfristig Folgeinvestitionen angestoßen werden, die die städtische Wirtschaft insgesamt stärken.